Die ganze Woche schon kreisen meine Gedanken darum, ob Fehler in unserer Welt akzeptiert werden. Sind sie gewollt, um daran zu wachsen? Oder erwartet die Gesellschaft von uns, dass wir keine Fehler machen? Wie gehen wir mit unseren Fehlern um? Stehen wir dazu? Sind wir vielleicht sogar ein bisschen stolz auf die Lehren, die wir daraus ziehen konnten? Oder versuchen wir, unsere Fehler möglichst zu verstecken?
Obwohl ich meinen Fokus immer wieder darauf gelegt hatte,
Antworten auf diese Fragen zu bekommen, bin ich dem kein Stück näher gekommen.
Selbst wenn ich mir mein Leben im Zeitraffer anschaue, sind die Informationen
widersprüchlich. In der Schule gab es Punktabzug für Fehler, die gemacht
wurden, Hausaufgaben sollten auch bitte mit dem Bleistift erledigt werden, um
Fehler wegradieren, also auslöschen zu können. Sie waren folglich nicht gern
gesehen, gepredigt wurde uns jedoch immer wieder, dass wir aus unseren Fehlern
am besten lernen können.
In Bezug auf die Schönheit machen Fehler einzigartig und besonders schön, doch
jeder, der erfolgreich sein möchte, lässt eben diese Makel verschwinden, so
scheint es. Ob es Bildbearbeitung, Concealer oder gar Botox ist, unsere Fehler versuchen
wir bestmöglich für uns zu behalten. Auf der anderen Seite häufen sich die
Aktionen zur Selbstliebe und gegen Bodyshaming.
Sei du selbst, sei mutig, tanz aber bitte nicht aus der Reihe!
Ich habe das Gefühl, dass diese ewigen Kontroversen ein
ziemliches Chaos hervorrufen in unserem Miteinander. Jeder von uns geht anders
mit Fehlern um – insbesondere mit seinen eigenen. Ich persönliche habe ein recht
gutes Verhältnis zu Fehlern. Sie ärgern mich und dennoch mache ich sie immer
wieder, denn sie lassen mich wachsen, lernen und stärken meinen Charakter. Denn
es bedarf einer gewissen Stärke, offen mit seinen Fehlern umzugehen und zum
Beispiel um Job ehrlich und ohne Scham damit umzugehen. Andere wiederum führen
eine Art heimliche Affäre mit ihren Fehlern. Sie machen sie, trauen sich aber
nicht diese zuzugeben, versuchen sogar sie zu vertuschen oder schieben sie im
schlimmsten Fall auf andere. Wenn dann unterschiedliche Ansichten aufeinander
treffen, kommt es nicht selten zu Konflikten.
Doch ist die größte Hürde, erst einmal die inneren Konflikte zu erkennen und zu
lösen. Wir kennen sie alle, die Fragen, die aus der Angst vor Fehlern
entstehen:
- Was, wenn es schief geht?
- Bin ich schon so weit?
- Kann ich das überhaupt?
- Steht mir das Outfit?
- Sollte ich lieber noch warten?
- …
Dann frage dich doch beim nächsten Mal ernsthaft, was wäre, wenn…!
Sind die Konsequenzen eines Fehlers wirklich so weitreichend, als dass die Angst gerechtfertigt wäre? Denkt in fünf Jahren noch jemand an die Jeans, die du lieber nicht hättest anziehen sollen? Ist es in zehn Jahren noch relevant, ob du auf dem Selfie, welches du aus einer Laune heraus gepostet hast, ein Doppelkinn hattest? Glaubst du wirklich, dass sich jemand außer dir an den Patzer in der Präsentation erinnern wird? Spätestens wenn die anderen deinen Fehler vergessen haben, wirst du merken, wie sehr er dich nach vorn gebracht hat. Du wirst spüren, dass du durch diesen Fehler gewachsen bist. Statt dich vor Fehlern zu schützen, wage es! Riskiere einen Fehler und wenn er passiert, stehe aufrecht, gib ihn zu und verspreche dir, die richtige Lehre daraus zu ziehen. Mach‘ dich fehlerhaft!
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